Landschaftsleistung Chatzenseen

Landschaftsleistungen in Landschaften von nationaler Bedeutung

mit Handlungsempfehlungen für Bund, Kantone, Gemeinden, NGOs und Bewirtschaftende.
Im Auftrag des Bundesamts für Umwelt BAFU, 2019

Der Bericht (pdf, 5 MB) umfasst fünf Landschaften und ist 82 Seiten lang.

Hier die zusammenfassenden Abschnitte zu den Chatzenseen
unverändert extrahiert von Hans Stünzi

Beschreibung

Das Gebiet der Chatzenseen liegt im Norden der Stadt Zürich auf Gemeindegebiet von Zürich, Regensdorf und Rümlang. Das Gebiet ist nicht «nur» ein BLN-Objekt, sondern auch eines von 37 Smaragd-Gebieten der Schweiz, welches besonders wertvolle Lebensräume und Arten im Sinne der Berner Konvention bezeichnet, es ist im Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete enthalten und im Bundesinventar der Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung sowie der Flachmoore von nationaler Bedeutung aufgenommen. Das Gebiet oder Teile davon sind zudem Bestandteil folgender kantonaler Inventare: Ornithologisches Inventar, Reptilieninventar, Libellen-Inventar, Tagfalter-Inventar, Trockenstandorte, Feuchtgebiete, Inventar der geologischen und geomorphologischen Objekte, Inventar der Waldstandorte von naturkundlicher Bedeutung.

Die Flächen rund um die Chatzenseen werden schon seit langer Zeit landwirtschaftlich genutzt – bereits 1306 wird der Katzenrütihof als landwirtschaftlicher Betrieb erwähnt. Die Moore des Chatzenseegebiets wurden für die Torfgewinnung genutzt und zwischen 1890 und 1910 wurde das Eis der Chatzenseen in sogenannten Eisschoppen aufbewahrt und im Sommer in die Stadt Zürich für die Kühlung von Lebensmitteln und Getränken verkauft.

Auf Grund der zunehmenden Bautätigkeit rund um das Gebiet der Chatzenseen nahm der Nutzungsdruck stetig zu und «an warmen Sommertagen waren die Ufer bald überall mit Campierern und Badenden belegt» (Gartenbauamt der Stadt Zürich 1968). Um den Badebetrieb an einer Stelle zusammenzufassen, erhielt die Stadt Zürich vom Kanton eine Ausnahmebewilligung zur Einrichtung einer Badestelle. Die Erholungsnutzung am Chatzensee wurde 1976/77 vertieft untersucht und zeigte auf, dass durch Tritt bzw. Befahren oder Parkieren von Fahrzeugen Pflanzen- und Bodenschäden entstehen und durch Lärm, Abgase etc. Wildtiere gestört werden.

Das Gebiet der Chatzenseen besteht aus einer in mehreren Inventaren verzeichneten Natur- und Landschaftsschutzzone (kantonale Schutzverordnung erstmals 1956 und neu seit 2004) und darum herum aus einer Landwirtschaftszone. Die Chatzenseen sind zudem ein intensiv genutztes und gut erschlossenes Naherholungsgebiet, mit einer Badestelle und zahlreichen Spazier- und Velowegen.

Einzigartigkeit und Typisches

Die Chatzenseen sind ein mehrfach verzeichnetes Natur- und Landschaftsschutzobjekt von nationaler, kantonaler und kommunaler Bedeutung und zusätzlich ein Smaragd Gebiet mit internationalen Status. Am Stadtrand von Zürich gelegen ist es ein wichtiges und stark besuchtes Naherholungsgebiet. Die frei zugängliche Badeanlage wird bei schönem Wetter sehr stark frequentiert, in kalten Wintern kann auf dem Chatzensee auch Schlittschuh gelaufen werden. Durch das Gebiet der Chatzenseen führen zahlreiche attraktive Wander- und Velowege, jedoch auch ein stark befahrener Autobahnzubringer. Ein Teil der angrenzenden Autobahn wird derzeit überdacht, wodurch von der Stadt Zürich her ein noch direkterer Zugang zu den Chatzenseen ermöglicht wird.

Viele befragte Personen erleben den Nutzungsdruck auf die zur Verfügung stehende Erholungsleistung der Landschaft als sehr hoch und meiden das Gebiet an stark frequentierten Sommertagen. Auf eine Bushaltestelle direkt im Gebiet wurde bewusst verzichtet, die Anzahl der Parkplätze ist limitiert – mit der Folge, dass die Autos teilweise wild parkieren und gebüsst werden müssen. Es werden zusätzliche Erholungsräume gefordert. In der Gemeinde Regensdorf sind private Projektträger daran, einen naturnahen Erholungsraum zu planen, der als Hauptattraktion eine künstliche Surf-Welle beinhaltet (Projekt ‚waveup‘).

Die schützenswerten Aspekte der Chatzenseen werden vor Ort abgesehen von zwei bis drei Informationstafeln kaum kommuniziert. Der Rangerdienst interveniert bei Übertretungen der Schutzverordnung und informiert im Gespräch über zu beobachtende Vogelarten. Eine stärkere Sensibilisierung für das ‚Typische‘ des Gebietes wird von einigen Gesprächspartnern als wünschenswert betrachtet. Erwähnt wurde die Möglichkeit, eine App mit Informationen zum Gebiet zu entwickeln, oder ein Informationszentrum zu erstellen, oder durch einen Fussgängersteg beim Wasser den bisherigen Weg entlang des Autobahnzubringers attraktiver zu gestalten und dadurch die Besuchenden auf die Besonderheiten der Vegetation aufmerksam zu machen.

Spannungsfeld Erhaltung und Weiterentwicklung

Das Gebiet der Chatzenseen bei Zürich wird von den Gesprächspartnern als harmonische Naturoase mit grosser landschaftlicher Vielfalt und Artenvielfalt wahrgenommen. «Einzigartig» ist diese Landschaft in der Region nicht, weil es diese Kombination von kleinen Seen, Hügeln, Wald und Rietvegetation an zahlreichen Orten in der Schweiz gibt. Sie ist somit eine typische Zungenbeckenlandschaft des Mittellandes mit Kleinseen.

Das Besondere liegt in der Nähe zur dicht bebauten Stadt Zürich. Entsprechend gross ist der Nutzungsdruck und Besucherandrang – und damit auch das Interesse der verschiedenen Landschaftsakteure am Gebiet. Dass der Schutz der Chatzenseen auch in Zukunft bestehen bleiben soll, ist bei den Gesprächspartnern unbestritten.

Das Gebiet der Chatzenseen am Rande der Stadt Zürich kann als «Grüne Oase» inmitten einer intensiv genutzten Umgebung beschrieben werden: Mitten durchs Gebiet führt eine stark befahrene Strasse, die als Zubringer zur Autobahn dient (wird stärker befahren als die Gotthard-Strecke), angrenzend ans Gebiet verläuft die Autobahn (die nun zu einem kleinen Teil überdeckt wird).

Unmittelbar neben den Chatzenseen sind in den vergangenen Jahren mehrere hundert neue Wohnungen entstanden. In diesem Gebiet ist die Erholungsnutzung sehr hoch, zumal es auch eine jederzeit zugängliche und kostenlose Badeanlage gibt, die mit einem Imbiss und sanitären Anlagen ausgestattet ist. Der für die Anlage zuständige Bademeister schätzt, dass an einem Spitzentag bis zu 4‘000 Badegäste kommen, womit diese Anlage vermutlich das am dichtesten besetzte Bad wird.

Rund um die Chatzenseen führt ein rund 4 km langer Spazierweg, der durch Riedgebiet, Wald und Hochstammobstgärten führt. Rund 300 m dieses Rundweges führen entlang der erwähnten stark befahrenen Strasse, die in diesem Bereich auf dem Gebiet der Gemeinde Regensdorf liegt. Die Gemeinde Regensdorf möchte mit Hilfe eines privaten Geldgebers einen Holzsteg bauen, der im Riedgebiet entlang des Sees verläuft, damit die Fussgänger nicht direkt neben der (neu sanierten) Strasse gehen müssen. Anscheinend besteht ein Konsens über die Linienführung in Strassennähe, das Projekt konnte jedoch bis anhin noch nicht realisiert werden.

Spannungsfeld Erhaltung und Weiterentwicklung, Fokus Naherholung

Ein Beispiel für die proaktive Erholungsplanung in der Nähe der Pilotregion Chatzensee aber ausserhalb und nicht angrenzend an den BLN-Perimeter ist das Projekt «waveup»9, in dessen Zentrum ein künstlicher Surf-See (erzeugt eine Welle, die sich zum Surfen eignet) steht. In Zusammenarbeit mit der Standortgemeinde Regensdorf (ZH) wird das Projekt zurzeit von den privaten Projektträgern so weiterentwickelt, dass die Anlage sich in einen – ebenfalls künstlich angelegten – Park mit regionaler Flora und Fauna einbettet, der sowohl der Umweltbildung als auch der Erholung dienen soll. Momentan laufen die Verhandlungen mit den Grundeigentümern, geplant ist, dass Ende 2018 die Umzonung der entsprechenden Parzellen durchgeführt und das Projekt bis 2020 umgesetzt werden kann.

Dies sind die zusammenfassenden Abschnitte. Die Chatzenseen werden im 82-seitigen Bericht noch viele weitere Male erwähnt.

Die weiteren behandelten Landschaften:

Lavaux,
die Thurgauisch-Fürstenländische Kulturlandschaft mit Hudelmoos,
das Gebiet Murgtal-Mürtschen,
Die Pyramides von Euseigne.