Vogelentwicklung im Kanton Zürich
Aus dem Zürcher Vogelschutz ZVS und der Orniplan AG Zürich
Langfristige Entwicklung kleiner Brutvogelbestände in Feuchtgebieten im Kanton Zürich
Martin Weggler, Hermann Dähler, Hans-Ueli Dössegger, Steffen Gysel, Rolf Hangartner, Walter Hunkeler, Erich Mühlethaler und Werner Müller
Trotz ihrer geringen Ausdehnung von nur noch 2.5 % der Gesamtfläche des Schweizer Mittellandes beherbergen Feuchtgebiete nicht weniger als 34 (19)% der insgesamt 175 regelmässig vorkommenden 175 Brutvogelarten der Schweiz (Volet et al. 2000), Die Mehrzahl der Feuchtgebietsobjekte ist sehr klein und liegt heute in einer stark überbauten und landwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaft.
Im Kanton Zürich beispielsweise gibt es gemäss Ornithologischem Inventar (Jenny et al. 1987) nur noch 33 Feuchtgebiete, die grösser als 10 h sind. Juristisch betrachtet ist der Fortbestand dieser Restflächen gesichert; es bestehen mehr oder weniger taugliche Schutzverordnungen oder andere Rechtsmittel.
Die Vogelpopulationen in den Feuchtgebieten bleiben trotzdem gefährdet. Es ist nämlich zu befürchten, dass viele der im Schweizer Mittelland verbliebenen Feuchtgebietsreste bereits heute zu klein und/oder zu isoliert sind, um den langfristigen Fortbestand spezialisierter und/oder raumbedürftiger Vogelarten zu gewährleisten. In der vorliegenden Arbeit prüfen wir langfristige Bestandsveränderungen von lokalen Brutvogelpopulationen in einer Auswahl von acht Feuchtgebieten im Kanton Zürich. Wir analysieren die Bestandsentwicklung über 28 Jahre. Der Beginn der Datenserie im Jahr 1975 markiert ungefähr den Zeitpunkt, nach dem die Kernzonen der Feuchtgebiete aufgrund ihrer Inventarisierung bzw. von Schutzverordnungen nicht mehr wesentlich verkleinert wurden. Anhand von Fallbeispielen erläutern wir die Auswirkungen von Pflege- und Gestaltungsmassnahmen auf das Auftreten und den Bestand von Feuchtgebietsarten.
Die Analyse von Bestandsentwicklungen für die praxisbezogene Naturschutzarbeit in verschiedenen Bereichen ist das Ziel des Avimonitoring-Projekts (früher «Ornithologisches Inventar) des Zürcher Vogelschutzes ZVS. Dieses Langzeit-Überwachungsprogramm begann Mitte der Siebzigerjahre (Müller et al. 1977) und konnte bis heute dank dem grossen Einsatz von Freiwilligen und der Unterstützung durch die Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich weitergeführt und ausgebaut werden. Im Neeracher Ried, am Pfäffiker- und Greifensee besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Ala – Schweizerische Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz (Bossert 1988).
Nachdem wichtige Aspekte zu langfristigen Bestandsveränderungen der Brutvögel im Kulturland, den Siedlungen und Wäldern kürzlich zusammengefasst wurden (Weggler & Widmer 2000a, b. 2001 a), befasst sich die vorliegende Arbeit mit den Entwicklungen in Feuchtgebieten.